Zusammenfassung der Ergebnisse

Im Rahmen der Initiative "Study & Work" ist es den zehn geförderten Hochschulen gelungen, das Potenzial internationaler Studierender sichtbar zu machen und relevante Akteure für diese Zielgruppe zu sensibilisieren. Die Projekthochschulen konnten sich, nicht zuletzt aufgrund ihres direkten Zugangs zu internationalen Studierenden, als Schlüsselakteure im Handlungfeld der regionalen Fachkräftesicherung etablieren.

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Gekommen um zu bleiben

Die wissenschaftliche Begleitforschung zur Initiative "Study & Work", durchgeführt vom Forschungsbereich beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR), kann Aussagen über die Bleibeabsicht internationaler Studierender in Deutschland treffen: Die Ergebnisse zeigen, dass der Verbleib in Deutschland auch nach Studienabschluss für einen Großteil der internationalen Studierenden attraktiv ist. Insbesondere die guten Aussichten auf Beruf, Lebensqualität und Familie befördern dieses Interesse.

Im Rahmen der Projektarbeit der Initiative nahmen sich Hochschulen diesem Interesse an und unterstützen internationale Studierende im Netzwerk beispielsweise mit Programmen zur studienbegleitenden Aufklärung über den Arbeitsmarktzugang, zur Vermittlung von Schlüsselkompetenzen, zur Studienorganisation, zu Bewerbungstrainings oder zur sozialen Vernetzung. Besonderen Fokus legen die zehn Projekthochschulen auf die Förderung ausreichender Deutschkenntnisse, da diese aufgrund der wachsenden Anzahl rein englischsprachiger Studiengänge oft nicht mehr regulärer Teil des Studienprogrammes sind. Für den Einstieg in die deutsche Unternehmenslandschaft sind diese jedoch nach wie vor unumgänglich.

 

Erfolgsfaktor hochschulinternes Netzwerk

Ausgangsbasis für die Gewinnung internationaler Studierender und Absolventen für den Arbeitsmarkt und die Region ist der Studienerfolg. Dafür ist insbesondere das hochschulinterne Netzwerk von Bedeutung. Neben der Zusammenarbeit von intermediären Akteuren, wie International Offices oder Career Services, ist die Kooperation mit Fakultäten, Professoren, Stabstellen, Fachschaften und anderen Studierendenvertretungen, Sprachenzentren, Alumni-Betreuern und weiteren Stellen der Erfolgsfaktor für einen gelungenen Studienabschluss internationaler Studierender. Die hochschulinterne Vernetzung ist sowohl in Bezug auf fachliche als auch soziokulturelle Aspekte relevant. Zudem ist die zeitliche und organisatorische Anbindung von Qualifikationsmaßnahmen zur Studierfähigkeit, wie Sprachkurse und Kurse zu arbeitsmarktbezogenen Schlüsselkompetenzen hochschulintern zu koordinieren.

Foto: TU Bergakademie Freiberg/Detlev Müller
Deutschunterricht in Freiberg

Hochschule als erfolgreicher Koordinator regionaler Netzwerke

Gemeinsam mit regionalen Akteuren des Arbeitsmarkts, wie IHKs, Arbeitsagenturen und Unternehmen, haben die zehn geförderten Hochschulen im Netzwerk Partnerschaften aufgebaut und sich auf geeignete Formate und Maßnahmen zur Arbeitsmarktorientierung und sozialen Integration verständigt. Damit stand die Zielgruppe der internationalen Studierenden erstmalig im Fokus des koordinierten Handelns regionaler Netzwerke.

Die Hochschulen – als Anziehungspunkt für Studierende weltweit – haben sich auch als Koordinator der Netzwerke bewährt. Regionale Akteure zeigten Interesse, zielorientiert an strategischen Kooperationen zugunsten internationaler Studierender zu arbeiten. Die unterschiedlichen regionalen und hochschulstrukturellen Bedingungen haben zu standortspezifischen Konzepten geführt. Zentral war dabei die Definition von Rollen und Handlungsfeldern für jeden der Netzwerkpartner.

 

Unternehmen und wirtschaftsnahe Akteure in den Netzwerken

Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in den Regionen traten im Rahmen der Netzwerkarbeit der zehn geförderten Hochschulen selten als unmittelbarer Netzwerkpartner auf, sondern wurden vielmehr zum Adressaten der Netzwerkaktivitäten. Sie wurden vorrangig über Mittler-Organisationen, wie IHKs, Wirtschaftsförderorganisationen oder Arbeitsagenturen, vertreten und repräsentiert. Für diese wiederum eröffneten sich einerseits neue Zugänge zu Unternehmen, andererseits zeigten sich bei der Ansprache aber auch Optimierungsbedarfe. Deutlich wurde zudem der Internationalisierungsbedarf der wirtschaftsnahen Partner bezüglich englischsprachiger Angebote und kultursensibler Weiterbildungsangebote. Die Ressourcenverfügbarkeit zur Erfüllung solcher Aufgaben unterscheidet sich jedoch von Unternehmen zu Unternehmen merklich. Entsprechend unterscheidet sich auch das direkte Engagement von Unternehmen im Rahmen der Initiative "Study & Work". Ein weiterer Grund dafür ist die noch sehr unterschiedliche Wahrnehmung des angezeigten Fachkräftemangels: Noch sind insbesondere für KMU die prognostizierten Fachkräfteengpässe kaum oder aber vorrangig im Bereich der beruflichen Ausbildung spürbar oder nur punktuell ein Problem, sodass die strategische Vernetzung in der Region derzeit noch eine nachrangige Rolle spielt.

Foto: TU Bergakademie Freiberg/Detlev Müller
Besucher der Karrieremesse ORTE in Freiberg

Soziale Integration benötigt mehr Raum

Die Arbeit am sozialen Miteinander und die Etablierung einer gelungenen Willkommenskultur sind weitere Faktoren, die die erfolgreiche Integration internationaler Studierender in den deutschen Arbeitsmarkt befördern. Hochschulen haben Möglichkeiten, hierzu einen Beitrag zu leisten: mit der Vermittlung von alltags- und berufsrelevanten Deutschkenntnissen, Foren zur Kontaktanbahnung, Zugang zu Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements in Vereinen vor Ort und kompetenter Verweisberatung. Durch die Vernetzung mit zivilgesellschaftlichen Partnern aus der Region, wie Vereinen für Kunst, Sport oder Kultur oder Vernetzungsprogramme für Internationale mit deutschen Kommilitonen schaffen Hochschulen Grundlagen für ein soziales und kulturelles Ankommen internationaler Studierender.

Foto: Hochschule Geisenheim University
Internationale Studierende auf dem Streetfood-Festival in Geisenheim

Resümee

Betroffene zu Beteiligten machen

Zentrale Aufgabenfelder für die Netzwerkpartner im Rahmen der "Study & Work"-Projekte waren der Zugang zu Studierenden, die Ansprache von Unternehmen, der Umgang mit Studienabbrechern und Angebote zur Jobsuche nach dem Studienabschluss. Aufgrund dieser Fülle an Aufgaben wurde für alle Partner des Netzwerks deutlich, dass der Netzwerkaufbau ausreichend Zeit benötigt, um einen umfangreichen Austausch zwischen den Akteuren, die Definition von Zielen, Aufgabenteilung und Vertrauensbildung zu ermöglichen. Insbesondere Fragen zu zeitlichen, personellen und finanziellen Ressourcen konnten untereinander abgestimmt und effizient adressiert werden. Dies ist vor allem wichtig, da die Netzwerkarbeit für die beteiligten Akteure eine Zusatzaufgabe darstellt. Dennoch zeigte sich, dass Netzwerke gerade in der Initiierungsphase aufwendig und nicht immer, wie angestrebt, ressourcenschonend sind. Besonderen Aufwand bereitet die von Beginn an nötige aktive Einbindung internationaler Studierender und Unternehmen in die Netzwerkarbeit, um beide Parteien von Betroffenen zu Beteiligten zu machen.

Foto: TU Chemnitz
Intensivprogrammteilnehmer der TU Chemnitz

Strategische Einbettung in die Hochschulstrategie

Für die langfristige und von Einzelakteuren unabhängige Verstetigung der aufgebauten Kontakte und Maßnahmen bedarf es der strategischen Einbettung der Maßnahmen in die Hochschulaktivitäten. Der Anspruch, den Anteil Internationaler an der Gesamtstudierendenschaft zu steigern, ist nicht ausreichend. Vielmehr bedarf es einer Qualitätssteigerung von Maßnahmen, die die Betreuungssituation internationaler Studierender sichern und kontinuierlich verbessern. Dazu gehört beispielsweise die hochschulinterne Befähigung durch interkulturelle Qualifizierung von Mitarbeitern in Lehre und Verwaltung für die wachsende Gruppe internationaler Studierender. Um Hochschulen in dieser Rolle zu stärken, hat sich der Austausch von Hochschulen innerhalb einer Region untereinander und auch darüber hinaus bewährt. Dies fördert den Wissensaufbau und -austausch zu Maßnahmen, Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren, um regionale Netzwerkprojekte erfolgreich werden zulassen.

 

Berücksichtigung internationaler Absolventen in regionalen Fachkräftestrategien

Trotz großer Zuwächse in den vergangenen Jahren ist die Anzahl internationaler Absolventen im Hinblick auf die Zielgruppen regionaler Fachkräftestrategien derzeit noch verhältnismäßig klein. Die Erfahrungen der Projekte geben deutliche Hinweise darauf, dass der spezifische Rekrutierungsansatz für internationale Absolventen in die regionalen Fachkräftestrategien eingehen sollte, um diese Potenziale optimal zu nutzen. Die gezielte Förderung der Beschäftigung von internationalen Absolventen, die Berücksichtigung der Thematik in bereits bestehenden Netzwerken und die Integration der Hochschulen in die regionalen Fachkräftestrategien könnten über angepasste regionale Ansätze verankert werden.

 

Toolbox

Um die erlangten Erfahrungen bei der Umsetzung an interessierte Hochschulen und regionale Akteure weiterzugeben, wurden diese Maßnahmen in Form einer Toolbox so aufbereitet, dass der Kern der Idee deutlich wird und die jeweiligen Rollen der Netzwerkpartner beschrieben werden. Erfolge und Hürden bei der Realisierung werden auf den Punkt gebracht, um interessierten Lesern Anhaltspunkte für eigene regionale Maßnahmen zu geben. Auch Ableitungen für die Nachhaltigkeit werden aufgeführt und die wichtigsten operativen Hinweise für ein Gelingen zusammengefasst.